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Liebesgrüße per E-Mail; Romanauszug/Rohfassung
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Liebesgrüße per E-Mail; Romanauszug/Rohfassung
in ROMANE & ANDERE WERKE26.07.2018 12:29
von Evelucas • 552 Beiträge | 2274 Punkte
Das hier präsentierte Werk, dass ich plane im Laufe der nächsten zwei Jahre Stückweise zu überarbeiten, ist mein "allererstes, größeres Werk" gewesen, dass es nie wirklich in die Öffentlichkeit schaffte. In erster Linie deshalb nicht, so ich schlicht zu feige war dieses mal einem Verlag zu präsentieren. Allerdings auch aus gutem Grund, so es sich hierbei bestimmt um kein literarisches Meisterwerk handelt. Als ich es zu schreiben begann, stand ich gerade kurz vor meinem 24sten Geburtstag, war alleinstehende "Mami" einer fast sechsjährigen Tochter und steckte noch hinzu mitten in einem ziemlich komplizierten "Liebesverhältnis", während ich den großen Traum eines sorglosen "Schriftsteller Daseins" träumte. Diesen großen Traum beschloss ich damals also im folgenden Roman zumindest fiktiv für mich zu verwirklichen.
Euch erwartet somit eine – na sagen wir mal "süße" – kleine, als auch recht biografische Liebesgeschichte, aus einer Zeit, in der es noch keine "Social Media Plattformen" gab und "Internet-Anschlüsse" allgemein, definitiv noch nicht zum Alltag gehörten. Dieses Werk entstand also auch noch auf einem Computer ohne Internetanschluss (unvorstellbar aus heutiger Sicht).
Ausserdem hatte ich auch noch keine Ahnung davon, wie das mit dem "Schriftsteller sein und davon Leben" überhaupt funktionierte, oder was es da so mit dem "Verlagswesen" überhaupt auf sich hatte, geschweige denn, auch keinerlei Idee davon besaß, wie man sich eine Zusammenarbeit zwischen "Lektoren" und "Autoren" vorstellen konnte.
Stattdessen befand ich mich viel mehr noch im Autoren-Reifestadium eines "Historical Roman Verschlingers" (die ich allerdings schon mit 12 höchst interessiert zu lesen begann).
Und so ließ ich mich damals auch einfach von meiner damaligen Lebens-Vorstellung und Fantasie zu diesem Roman hinreissen.
Der Text wurde übrigens noch mit "Word95" verfasst, nachdem ich speziell für dieses "Programm" kurz zuvor sogar einen Computerkurs belegt hatte. Hinzu arbeitete ich diese Geschichte "ohne" Story-Plot" oder bestimmten Plan aus.
Damit wünsche ich euch nun beim Lesen dieses ersten naiven Werkes von mir, noch geprägt von wildromantischen Vorstellungen zum Thema "E-Mail", "Partnerschaftsanzeigen" und "Schriftsteller sein", besonders viel Spaß.
GLG. Evelucas
RE: Liebesgrüße per E-Mail; Romanauszug/Rohfassung
in ROMANE & ANDERE WERKE26.07.2018 12:52
von Evelucas • 552 Beiträge | 2274 Punkte
Serena ist allein erziehende Mutter, überzeugter Single und eine aufstrebende Schriftstellerin mit etwas problematischer Vergangenheit. In ihrer Branche aber ein echtes Musterbeispiel für guten Erfolg. Allerdings ist sie auch eine Bilderbuchchaotin, somit oftmals gestresst und unorganisiert. Wiedereinmal in diesem Zustand gefangen, stolpert sie eines Tages über eine interessante Partnerschaftsanzeige in der hiesigen Morgenzeitung und macht sich einen Spaß daraus, auf diese zu reagieren. Schon bald wird daraus aber echte Freundschaft, bis sich beide dazu durchringen, endlich ein Treffen zu vereinbaren. Alles scheinbar perfekt, wäre da nicht plötzlich noch ihr Lektor mit seinem Sohn, der ihr immer wieder unbeabsichtigt einen Strich durch die Rechnung macht. Folglich führt natürlich ein Missverständnis zum nächsten. Als Serena dann auch noch in einer Weise von der Vergangenheit eingeholt wird, wie sie es nie vermutet hätte, scheint das Chaos perfekt. Indessen kochen aber auch die beiden Kinder Jade und Tommy bereits ihr eigenes Süppchen, um die Eltern zu verkuppeln, was alles nur noch verschlimmert.
RE: Liebesgrüße per E-Mail; Romanauszug/Rohfassung
in ROMANE & ANDERE WERKE26.07.2018 13:00
von Evelucas • 552 Beiträge | 2274 Punkte
1.Kapitel
Piep, Piep, Piep ... ! Schrie es aufdringlich neben Serenas Bett.
Aus einem schier undurchdringlichen Haufen Bettwäsche schoss eine Hand hervor und brachte den aufdringlichen Störenfried, auch Wecker genannt, nur wenig gefühlvoll zum Schweigen. Ein ramponiertes Etwas kämpfte sich planlos durch mehrere, perfekt arrangierte Kissenhaufen sowie ein warmes Chaos aus Decken, um sich schlaftrunken aufzusetzen. Serenas Haarschopf glich dem eines Staubwedels.
Müde rieb sie sich den Schlaf aus ihren Augen, warf einen trägen Blick auf den ungeliebten Radiowecker und fiel sogleich wieder stöhnend in die weichen Polster zurück.
Wieder ein neuer Morgen, wieder das alte Lied. Aufstehen, waschen, Frühstücken und Jade in den Kindergarten bringen.Murrend verfluchte Serena ihre kurzen Nächte. Die vergingen nur um sie zu ärgern so fürchterlich schnell, davon war sie überzeugt. Dennoch war sie auch froh über den Betreuungsplatz, den sie die Ferien über für Jade hatte organisieren können. Dafür nahm sie den verhassten Frühaufsteher Bonus gerne in Kauf. Hinzu war heute ohnehin Jades letzter Tag dort. Schon nächste Woche begann für ihre Kleine ein ganz neuer Lebensabschnitt. Die Schule.Serena blieb noch einbisschen liegen und starrte leerträumend an die Zimmerdecke.
Nur noch eine Woche, bis sie sich wieder mehr ihrem Beruf widmen konnte. Sie lächelte versonnen. Als wäre es erst gestern gewesen, erinnerte sie sich an den Tag zurück, an dem ein guter Freund an sie herantrat um ihr anzuraten, mal eines ihrer Manuskripte an einen kleinen Verlag zu schicken, nur so zur Probe.Ein Tipp den sie gerne befolgte, ohne wirklich mit einem positiven Ergebnis zu rechnen. Ihre ersten drei Manuskripte wurden dann auch tatsächlich rundheraus abgewiesen, doch sie gab die Hoffnung einfach nicht auf. Und dann war da plötzlich dieser eine, kleine deutsche Verlag, der ihr endlich die ersehnte Chance einräumte. Alsbald wurden so auch noch weitere ihrer Manuskripte, vom selben Verlag veröffentlicht. Damals noch für einen pauschalen Geldbetrag, für diesen sie im Gegenzug stets sämtliche sonstigen Rechte an dem Manuskript abtreten musste. Daraus ergab sich schon ein ganz netter Nebenverdienst.
Nur wenige Jahre später wagte sie dann, offensichtlich in einem mutmaßlichen Anflug von Größenwahn, die Teilnahme an einem Literaturwettbewerb, ausgeschrieben von einem internationalen Verlag und gewann diesen völlig unverhofft. Das war ihr erstes wirklich größeres Werk.
Ein Sieg, aus dem schon bald eine langfristigere, blühende Partnerschaft zwischen Autor und Verlagslektorat hervorging. Noch kein Jahr war vergangen, da konnte sie es sich sogar leisten ihren Halbtagsjob im Supermarkt aufzugeben. Ein großartiges Gefühl. Und auf diese Weise schlug sie sich mit ihrer Tochter nun schon seit drei Jahren souverän durchs Leben. Das war noch immer nicht leicht, und zur Bestsellerautorin machte sie das auch nicht, dennoch führte sie inzwischen ein wesentlich erfüllteres Leben, als es viele andere Menschen von sich würden behaupten können. Besonders nachdem sich Brian, Jades Vater, vor vier Jahren von ihr getrennt hatte, wusste Serena ihr heutiges Leben als Alleinstehende Mutter, freischaffende Autorin und mit einem starken Verlagspartner im Rücken, sehr zu schätzen. Nur mit Horror erinnerte sie sich noch an ihr erstes Jahr nach der Trennung zurück und wieviel Kraft und Energie es sie gekostet hatte, trotz aller Widrigkeiten ihren Lehrabschluss nach langer Karenzpause nachzuholen. An die vielen Tage, an denen sie um vier Uhr Morgens aufstehen musste, Jade pünktlich bei der Tagesmutter abzuliefern hatte, nur um dann auch alle Verkehrsanbindungen zu ergattern, die sie auch pünktlich an ihren Arbeitsplatz, ausserhalb der Stadt beförderten. Ohnehin gelang ihr dieser Seiltanz nicht immer. Und dann war da auch noch dieser ganze Rosenkrieg im Hintergrund, der seinen Höhepunkt erreichte, als Brian der Fürsorge gegenüber behauptete, Serena hätte ein ernsthaftes Alkohol- und Drogenproblem, hätte ihn ausserdem mehrfach mit zwielichten Männern betrogen und Jade regelmäßig misshandelt. Und Brians verderbte Schwester, bestätigte all diese Unterstellungen auch noch in einer schriftlichen Stellungnahme. Alles nur um für Jade das alleinige Sorgerecht zu erlangen. Glücklicherweise klärten sich all diese Verleumdungen verhältnismäßig schnell auf. Brian fasste dafür eine bedingte Haftstrafe von drei Jahren und ein zusätzlich, nur eingeschränktes Besuchsrecht aus. Seine Schwester als Mitschuldige für ein Jahr.Schon deshalb genoss Serena nach wie vor ihr Single-Leben und befand sich dennoch größtenteils im Einklang mit sich und ihrer Umwelt. Tatsächlich verspürte sie noch immer keine Lust darauf sich Kopf über oder gar verzweifelt, wie sie es oftmals in ihrem heutigen Bekanntenkreis beobachtete, in eine Partnerschaft zu stürzen, die am Ende doch nichts anderes, als unnötigen Schmerz für alle Seiten und daraus resultierende, ungeahnt schwerwiegende Probleme mit sich brachte. Weder ihr noch Jade würde das nutzen oder helfen.
Der Prinz ihrer Träume – sofern es den überhaupt gab – würde schon kommen, wenn die Zeit dazu reif sei. Und wenn nicht, dann war es doch nur klug, für ein Leben ohne Partnerschaft Vorsorge zu treffen.
Natürlich wäre es für Jade günstiger einen Vater zu haben der nicht nur alle zwei Wochen an die Türe klopfte um sie mal "auszuleihen", wie Serena es mittlerweile nannte. Vor allem da sie sich gerade in einer schwierigen Phase befand. Sie kam allmählich dahinter, dass ihre Mami auch nicht perfekt war oder Antworten auf alle Fragen hatte. Und das bekam Serena auch immer mal wieder zu spüren.Sie seufzte tief und warf einen erneuten Blick auf den Wecker. Prompt fuhr sie hoch.
"Verflucht! Schon so spät!"
Hektisch schlug sie den Deckenhaufen zurück, sprang aus dem Bett und hetzte barfuß über den kühlen Parkettboden des Wohnschlafraumes in die Küche, holte sechs Croissant aus dem Hochschrank, verteilte diese auf einem Backblech und schob es in den Ofen. Da es jetzt schnell gehen musste drehte sie das Backrohr einfach auf die höchste Stufe und machte sich sogleich an der Kaffeemaschine zu schaffen.
Flink trippelte sie auch schon eilig durch den Flur, an Jades Zimmer vorbei ins Bad und putzte kurz darauf ihre Zähne, als hinge ein Leben davon ab.
Es dauerte nicht lange bevor sie das Gesicht verzog, als hätte sie soeben eine Kröte verschluckt. Die Zahnpaste schmeckte einfach so ekelhaft, dass es Serena fröstelte.
"Pfui Teufel! Was ist dass für ein Zeug!", fluchte sie angewidert und spülte sofort ihren Mund aus. Wartete kurz und wiederholte das, dann nochmal und ein weiteres Mal, bis sie den bitteren Geschmack endlich los hatte.Ärgerlich griff sie nach der vermeintlichen Zahnpaste und stellte frustriert fest, dass es sich dabei eigentlich um ihre Tagescreme handelte. Zornig warf sie diese in den Müll und putzte sich ihre Zähne anschließend um so gründlicher, wusch sich flott das Gesicht und hetzte zurück in die Wohnstube. Rekordverdächtig stellte sie ein passendes Tagesoutfit zusammen, kehrte fertig angezogen ins Badezimmer zurück und warf einen kritischen Blick in den Spiegel.
Alles in Allem, sah sie schon recht passable aus. Die Jeans ließen ihre schmalen Hüften etwas runder wirken und betonten die schlanke Taille. Der weiße Body brachte angenehme Frische in das eintönige Jeansblau und das dazu passende Gilet unterstrich Serenas kleinen festen Busen.
Nur eine Kleinigkeit hatte sie vergessen – ihren zerwühlten Haarschopf. Von dem frechen Pagenschnitt war im Moment nichts zu erkennen. Serena verzog ihre Stupsnase, schnaubte verhalten und schnappte sich ihre Bürste um das Chaos so schnell wie möglich zu bereinigen.
Während sie so, noch mit verzerrtem Gesicht vor dem Spiegel stand und ihre verfilzten Locken, leise fluchend einer malträtierenden Folter unterzog, trafen Blaugrüne, verschlafene Augen ihren Blick im Spiegel. Ein verbissenes, aber mütterliches Lächeln huschte über ihre Lippen.
"Morgen Mami", nuschelte Jade schlaftrunken, rieb sich die müden Augen und schnüffelte plötzlich verwirrt.
"Brennt die Küche? Hier stinkts."
Serena hielt mitten in der Bewegung inne, schnüffelte selbst und riss im Nu ihre veilchenblauen Augen weit auf.
"Scheiße! Die Croissants!"
Sekunden darauf landete Serenas Bürste im Waschbecken. Wie ein Wirbelsturm hastete sie ohne ein weiteres Wort an ihrer Tochter vorbei Richtung Küche.
"Scheiße sagt man doch nicht", murrte Jade indessen und schüttelte bedächtig ihren Kopf.
RE: Liebesgrüße per E-Mail; Romanauszug/Rohfassung
in ROMANE & ANDERE WERKE26.07.2018 13:25
von Evelucas • 552 Beiträge | 2274 Punkte
In der Küche angekommen, riss Serena hektisch das Backrohr auf. Schwarzer Rauch stob ihr entgegen, beißender Gestank stieg ihr in die Nase und gelangte in ihre Atemwege. Ein maßloser Hustenanfall befiel sie.
Serena schnappte das brennheiße Backblech, warf es samt der Croissants in die Abwasch und ließ einen Dauerschwall kaltes Wasser darüber zischen. Da gesellte sich nun weißer Wasserdampf zum schwarzen Rauch dazu.
Irgendwie hatte sich Serena diesen Morgen anders vorgestellt.
Als sie den Wasserhahn schließlich wieder abdrehte, begutachtete sie die sechs schwarzen, ähm, Dinger halt. Aufgeweichte Holzkohle im Wasserbad.
"Mmmh, wie lecker. Tolles Frühstück".
Nein, das war mal sicher kein guter Start in diesen Tag.
Sie warf einen misstrauischen Blick auf die fröhlich vor sich hingluckernde Kaffeemaschine. Sollte die jetzt explodieren, würde sie ins Bett zurück kriechen und sich dort für den Rest des Tages unter ihrer Decke verbarrikadieren.
Die Kaffeemaschine explodierte nicht.
Allerdings war das, was die gerade produzierte, auch nicht Kaffee, sondern gelbliches Wasser. So kamillenteeartiges Zeug halt, oder treffender ausgedrückt, Kaffeeabfallwasser. Wie das für Filterkaffeemaschinen eben durchaus üblich war, wenn man, wie es Serena offensichtlich passiert zu sein schien, vergaß Filterkaffee-Tüten mit Kaffee zu befüllen.
"Oh nein, verflucht nochmal!"
Damit erreichte Serenas Laune einen neuen Tiefpunkt. Verärgert kehrte sie ins Badezimmer zurück. Und da stand nun Jade, immer noch in ihrem lilafarbenen Pyjama mit den gelben Blümchen, schnitt kreative Grimassen in den Spiegel und sang ebenso laut, wie falsch aber begeistert ein Lied über die Feuerwehr, die in die Küche kam um Mamas Frühstück zu löschen. Frei erfunden natürlich.
Serena lauschte dem musikalischem Meisterwerk eine Weile, bevor sie sich schmunzelnd räusperte.
"Ja, bis die Mama ins Badezimmer zurückkam, um stattdessen ihre Tochter zu verspeisen", drohte sie Jade belustigt, bevor sie die Kleine schnappte, zu kitzeln begann und verspielt knurrend an ihrem Hals herum knabberte.
Jade quietschte erschrocken auf, nur um gleich darauf vergnügt gluckernd drauflos zu kichern.
"Du kleines freches Gör", ließ Serena sie dann wissen, drückte ihr einen fetten Schmatz auf die Backe, verwuschelte Jades roten Lockenkopf und scheuchte sie zum Anziehen ins Kinderzimmer.
Indessen machte sich auch Serena zurecht. Einwenig Wimperntusche da, einen Hauch Rouge dort und abschließend noch einen rosafarbenen Gloss auf die trockenen Lippen. Erstaunlicherweise klappte zumindest das ohne Komplikationen.
Kurz darauf tauchte auch Jade, frisch frisiert und fertig angezogen, in einem blauen Samtkleid, wieder im Badezimmer auf. Und sieh mal einer an, auch sie hatte sich so richtig hübsch gemacht.
Ihre sonst rosigen Pausbäckchen, leuchteten nun als rote Tupfen aus dem kleinen Gesicht, mutmaßlicher Lidschatten war bis zur Stirn verteilt und Jades süßer Mund, stand derzeit keinem Clown der Welt hinten nach.
Serena prustete los, hob ihre Tochter auf die Arme und deutete auf das skurrile Bild im Spiegel.
"Was geben wir doch für ein hübsches Paar ab".
Und sogleich folgte Jade dem Beispiel ihrer Mutter.
Sie hörte auch nicht zu lachen auf, als Serena sich Bereits abmühte ihr die Puppenschminke aus dem Gesicht zu waschen. So konnte sie ja unmöglich mit ihr auf die Straße.
Anschließend mussten sich die Beiden wirklich sputen, sonst kamen sie zu spät in den Kindergarten. Gestresst verließ das bezaubernde Gespann, wenig später die Wohnung.
Eine Stunde später kehrte Serena zurück, sie wollte den Schlüssel hervorkramen, doch dieser befand sich nicht, wie angenommen, in ihrer Tasche. Der lag nämlich einsam und allein auf dem Vorzimmerkästchen in der Wohnung, wie ihr nun einfiel.
"Oh dieser verfluchte Tag", erbost trat sie gegen das Haustor.
Und jetzt?
Da kam ihr in den Sinn, dass vielleicht die Terrassentür zu ihrer Wohnung offen stand. Das überprüfte sie auch sogleich.
Und wirklich, was für ein Glück. Sie seufzte erleichtert. Wohnungen im Erdgeschoss waren doch manchmal sehr praktisch.
Kurzerhand verfrachtete sie ihre Handtasche in den Minigarten, warf noch einen verstohlen Blick um sich und wollte dann auch selbst dem Beispiel ihrer Tasche folgen.
Als Chris den hinteren Teil des Gemeindebaus betrat, sah er Anfangs nur irgendeine Gestalt, weiblich, ziemlich klein und in Bluejeans, die offensichtlich vorhatte über einen niedrigen Zaun in den fremden Terrassengarten einer Erdgeschosswohnung einzusteigen.
Kurz entschlossen eilte er los, packte die Frau und zerrte sie grob vom Zaun. Deren Jeans blieb hängen, Stoff riss und dann fluchte und kreischte sie wild drauflos.
Wie eine Wildkatze kämpfte sie gegen ihn an, schlug mit den Beinen brüsk um sich, traf ihn aber nicht.
"Lassen sie mich los! HILFEEE!", brüllte sie. "HÖRT MICH DENN KEINER!"
"Gut so, du kleine Diebin, schrei nur. Dann ist die Polizei gleich zur Stelle und kann dich mitnehmen", presste Chris angestrengt hervor, ohne sie aus seinem festen Griff zu entlassen.
Doch dann bekam die junge Frau dennoch einen Arm frei, griff blitzschnell hinter sich, fasste Chris an den Haaren und riss mit voller Kraft daran.
Jetzt war es an ihm laut aufzuschreien, dabei lockerte er seinen Griff, woraufhin es der kleinen Diebin gelang sich auch vollends aus seiner Umklammerung zu befreien. Sie wirbelte herum und verpasste ihm einen so deftigen Fausthieb, das er sogar etwas zurücktaumelte.
Oh Mann, diese Schlagkraft hätte er der niemals zugetraut.
Sie sich selbst allerdings auch nicht, wie er Sekunden darauf feststellte, als sie fluchend ein gar nicht mehr gefährlich anmutendes: "Autsch, verdammt", zwischen ihren Zähnen hervor presste.
Als sich beide wieder etwas gefangen hatten, blickten sie sich aus schmerzverzerrten Gesichtern wütend an.
In Serenas Augen standen zornige Schmerzenstränen. Als sie nun aber regelrecht dabei zusehen konnte, wie die Stelle knapp unter dem Auge ihres Peinigers langsam anschwoll, hielt auch eine Spur Schadenfreude Einzug in ihren Blick.
Na, wenigstens ein kleiner Trost.
Immer noch eine Spur benommen, starrte Chris die junge Frau vor sich, verwirrt an.
Veilchenblaue Augen funkelten aus einem feingeschnitten, wenngleich blassem Gesicht, stinksauer zurück.
Warum zum Teufel haut die nicht ab, wie es sich für eine anständige Diebin gehören würde?
Es sei denn ...
Augenblicklich wurde Chris klar, dass sie irgendwie so gar nicht aussah, wie eine gemeine Diebin. Mist!
Sah ganz nach einem gröberen Missverständnis aus.
"Was zum Teufel haben sie ...!", legten die Beiden gleichzeitig erbost los, nur um sogleich wieder zu verstummen.
"Das fragen sie mich, sie waren doch ...!, wieder schrien beide und verstummten erneut.
Angespanntes Schweigen folgte, bis sich Chris räusperte.
"Ok, jetzt mal langsam und ganz von vorne. Sonst wird das nichts", er fuhr sich leicht verlegen durch seine dunklen Haare.
"Gehe ich recht in der Annahme, dass sie nicht vorhatten unerlaubt in diese Wohnung hier einzudringen, wie ich zuerst vermutete?"
Einen Augenblick lang weiteten sich Serenas Augen ungläubig.
"Wie bitte? Nein, natürlich nicht sie blöder Idiot! Das hier ist meine Wohnung!", schnauzte sie.
"Ooops", wieder fuhr er sich verlegen durch seine Locken, seufzte und schüttelte mit zynischem Lächeln den Kopf über sich selbst. "Mein Fehler also", murmelte er dann vor sich hin.
"Natürlich ihr Fehler, verflucht noch mal! Wessen denn sonst?", zischte Serna wieder. Doch dann hielt sie abrupt inne, als würde sie erst in diesem Augenblick begreifen, was hier überhaupt vorgefallen war. Entsetzt musterte sie den Mann vor sich, den sie ungefähr so um die Mitte dreißig schätzte.
"Heilige Scheiße! Sie hielten mich für eine Einbrecherin? Mich?", hakte sie entrüstet nach.
"Jep, sowas in der Art", gestand er fast bedauernd.
"Na Klasse! Und ich dachte schon sie sind ein ganz normaler Serienkiller, dem es immens Spaß macht sich am helllichten Tag über mich herzumachen! Dabei gehören sie einfach nur zu diesen Trotteln, die sich auf wehrlose kleine Frauen stürzen, um mal den großen Helden raushängen zu lassen!", fuchsteufelswild trat Serena nach einem der kleinen Orleandersträuche rings um sie.
"Was für ein Scheißtag ist das heute eigentlich?", fügte sie fluchend hinzu.
"Wehrlos? Oh ja, das ganz besonders", konterte Chris trocken und betastete vorsichtig die schmerzende Stelle unter seinem linken Auge.
Serena verdrehte genervt ihre Augen.
"Gott, spielen sie sich jetzt bloß nicht so wehleidig auf. Ich meine, sie kommen da angerannt, doppelt so groß, viel schwerer als ich und fallen über mich her, wie ein wild gewordenes Rindvieh. Was hätte ich denn sonst tun sollen?", ihre Augen sprühten Funken.
"Schon gut, danke, sie haben bereits genug getan. Auf weitere Kostproben kann ich getrost verzichten".
Serena schnaubte. "Dämliches Arschloch", murrte sie.
"Haben sie dann bald alle Beschimpfungen durch oder kommt da noch was? Ich bin es langsam leid mir das anzuhören, ok. Es tut mir leid. Mir muss wohl entgangen sein, dass es seit neuesten normal ist über Zäune zu klettern, um in die eigenen vier Wände zu gelangen. Wie abwegig von mir da auch nur eine Sekunde lang zu denken, sie könnten eine Diebin oder so was in der Art sein", seine Stimme strotzte vor Ironie.
"Das alles war ein verdammtes Missverständnis meinerseits und das haben sie mir schlagkräftig aufgezeigt, ok? Belassen wir es also dabei. Aber warum zum Teufel wollen sie überhaupt von dieser Seite in ihre Wohnung, ist ihnen der vordere Eingang nicht gut genug?"
Da war es nun an Serena seinem Blick betreten auszuweichen. Allerdings antwortete sie ihm auch nicht darauf.
"Was ist jetzt? Hat es ihnen plötzlich die Sprache verschlagen?"
Abwartend bohre sich sein Blick weiterhin in ihr Gesicht. Als sie ihm noch immer keine Antwort gab, sondern stattdessen die Arme vor der Brust verschränkte, suchte er neugierig ihren Blick. Grimmig wich sie diesem erneut gekonnt aus. Er seufzte resignierend.
"Also auf diese Art, kommen wir auch nicht weiter. Was zum Teufel ist also ihr Problem, dass sie nicht wie jeder andere normale Mensch die Vordertüre benutzen."
"Weil ich verdammt nochmal meinen Schlüssel in der Wohnung liegen gelassen habe!", fauchte sie unwirsch und funkelte ihn vorwurfsvoll an. Beinahe so als wäre er auch dafür verantwortlich.
Einen Moment lang rührte sich Chris gar nicht. Verdutzt erwiderte er ihren Blick. Dann prustete er los.
Böse funkelte sie ihn an.
Na toll! Jetzt macht er sich auch noch lustig!
"Zum Teufel mit ihnen!", fauchte sie, wandte sich ab und kletterte wendig wie eine Katze über den Zaun, vollführte einen eleganten Sprung und landete sicher auf den Füßen in ihrem kleinen Terrassengarten.
Chris blickte ihr mit spöttischem Funkeln aber verblüfft hinterher. Irgendetwas sagte ihm, dass sie das nicht zum ersten Mal machte.
Bevor Serena ihre Tasche aufhob, warf sie ihm noch einen giftigen Blick zu.
"Packen sie Eis auf das Auge", riet sie ihm noch barsch. Dann huschte sie durch die offene Doppeltüre ins Wohnungsinnere.
Kurz darauf wurde die Terrassentür krachend zugeworfen und brüsk verriegelt.
Chris lachte leise auf und setzte dann kopfschüttelnd seinen Weg fort.
RE: Liebesgrüße per E-Mail; Romanauszug/Rohfassung
in ROMANE & ANDERE WERKE26.07.2018 13:50
von Evelucas • 552 Beiträge | 2274 Punkte
Eine Stunde später nahm Serena mit einer frischen Tasse Kaffee an ihrem Esstisch Platz. Gedankenverloren flog ihr Blick durch die zugezogenen, transparenten weißen Vorhänge hinaus in den Terrassengarten. Die letzten wärmenden Sonnenstrahlen dieses Spätsommers erfüllten nun den Raum. Doch Serena machte die unangenehme Bekanntschaft mit diesem ungehobelten Kerl noch immer zu schaffen.
Die erste viertel Stunde nach ihrer Rückkehr hatte sie erstmals damit verbracht, die schmerzhafte Schwellung an ihrer rechten Hand unter eiskaltes, fließendes Wasser zu halten.
Verflucht hatte das wehgetan. Serena hätte nicht für möglich gehalten, dass es so schmerzhaft war, mal selbst jemanden einen Hieb zu verpassen.
Schließlich versorgte sie jeden, der insgesamt drei aufgeschundenen Fingerknöchel an ihrer rechten Hand mit einem kleinen Pflaster. Danach erst war sie auch in der Lage gewesen, die frühmorgendliche "Croissant-Katastrophe" in der Küche zu bereinigen.
Sie schnaubte verhalten.
"Hoffentlich sehe ich diesen schrecklichen Typen nie wieder".
Nach wie vor aber tröstete sie die Erinnerung an jene faszinierende Schwellung, knapp unter dessen Auge.
Sie nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Kaffee und holte geistesabwesend die Packung Zigaretten aus der Brusttasche ihres Gilet's. Gleichmütig zündete sie sich einen der ungesunden Glimmstängel an.
Nach übermäßigem Kaffeegenuss, war Rauchen ihr zweites Laster, dem sie ab und an mal frönte.
Während sie genüsslich so vor sich hin qualmte, glitt ihr Blick zur Tageszeitung auf dem Tisch.
Sie hatte heute noch gar nicht ihr Horoskop gelesen, was sie sonst immer tat. Das beschloss sie nun nachzuholen, nahm die Zeitung, begann oberflächlich darin zu blättern, überflog den einen oder anderen mäßig interessanten Artikel und hielt schließlich auf den Seiten der Kontaktanzeigen erneut inne. Auch hier überflog sie einige.
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"Year, du Vollidiot, wie wäre es damit, dann auch dein Alter anzuführen, damit die Glückliche überhaupt weiß ob sie deinen Ansprüchen genügt?"
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"Klar doch, und dann wird alles gut", Serena verzog angewidert ihr Gesicht.
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"Igitt, verdammter alter Sack, bist selber vermutlich fett wie ein Schwein".
In diesem Augenblick war schon wieder der Zeitpunkt gekommen, an dem Serena beschloss, sich nicht länger diesen erbärmlichen Artikulationen auszusetzen.
"Gott, haben die alle nichts wichtigeres im Kopf?"
Woran lag es nur, dass es heute so viele Leute gab, die offensichtlich keine anderen Hobbys hatten?
Schon wollte sie sich wieder auf die Suche nach den Horoskopen machen, da stolperte sie noch über eine weitere dieser Kleinanzeigen, die zumindest einen Tick normaler anmutete, wenngleich etwas verkrampft.
Junggeselle in den 30gern, Kaffee- und Nikotinsüchtig, sucht natürliche, weibliche Bekanntschaft, etwas jünger.
Voraussetzungen: Künstlerische Ader, gleiches Suchtpotential nicht unbedingt notwendig, aber von Vorteil.
Ziel: Tiefere Freundschaft, Beziehung denkbar sofern die Chemie passt.
Nur möglichst ernstgemeinte Anfragen werden auch beantwortet.
Bei Interesse bitte unter der hier angegebenen E-Mail Adresse bewerben.
Serena musste lachen.
"Bewerben? Junge, Junge. Das klingt ja schon mehr nach Jobangebot. Von Charme gesegnet scheinst du auch nicht unbedingt zu sein".
Dann grinste sie sich eins, drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und beschloss sich mit dem Kerl mal einen kleinen Scherz zu erlauben.
Sie klemmte sich die Zeitung unter den Arm, balancierte den Aschenbecher in der einen, ihre Zigaretten und die noch halbvolle Kaffeetasse in der anderen Hand und begab sich so an ihren Büroplatz, gleich neben dem zweiten Fenster ihres Wohnraumes.
Als sie dort alles wieder ordentlich angerichtet hatte, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und fuhr den Computer hoch.
"Mal sehen wie dieser Herr der Schöpfung reagiert, wenn er tatsächlich ein Bewerbungsschreiben von mir kriegt".
Sie öffnete ihr E-Mail Programm und wählte dort ihren Jade-Account aus.
Den verwendete sie normalerweise nur, wenn sie mit Jades Großeltern väterlicherseits plauderte oder sich mit Brian über die nächsten Besuchswochenenden unterhielt. Nun denn, dann bekam dieser jetzt eben noch eine zusätzliche Funktionalität.
So musste Serena zumindest nicht gleich mit ihrem richtigen Namen in der Adresszeile aufwarten.
Schließlich setzte sie tatsächlich so etwas wie ein "Bewerbungsschreiben" auf und empfand sich dabei selbst als äusserst witzig.
Das vollendete E-Mail Meisterwerk, sah schließlich so aus:
Betreff; Ihre Annonce in der heutigen Tageszeitung/Kleinanzeigen/Kontaktanzeigen
Habe ihr Angebot mit mäßigem, aber doch auch ernsthaftem Interesse gelesen und musste überrascht feststellen, dass ich ihren Ansprüchen durchaus gerecht werden könnte.
Ich finde Kaffee, vor allem "viel Kaffee" wirklich lecker und Zigaretten sind mir in ihrer Funktion und Handhabung auch nicht fremd, wenngleich ich mich eher als genussvolle Gelegenheitsraucherin betrachte. Ob meine künstlerische Ader ihren Erwartungen entspräche kann ich selbst leider nicht beurteilen, dass überlasse ich als freischaffende Verlagsautorin lieber meinen Lesern. Allerdings habe ich noch nichts gegenteiliges von deren Seiten zu hören bekommen.
Mehr Details zu meiner Person, entnehmen sie bitte meinem, diesem Mail hinzugefügtem Lebenslauf.
Mein Lebenslauf:
Name: Jade Sinclair
Geboren: In den mitte Siebzigern, Sommerzeit
Adresse: Ist mir noch etwas zu früh, um ihnen diese schon mitzuteilen.
Telefonnummer: Händige ich ihnen gerne aus, sobald ich weiß, ob die Chemie stimmt.
E-Mail: Die haben sie ab Empfang dieser Mail ja bereits.
Lebenswerdegang:
Anfang: An die ersten drei Jahre nach meiner Geburt habe ich leider kaum Erinnerungen.
Kindergartenzeit: Recht normal und anständig, würde ich meinen.
Erste Schuljahre: Eher Aussenseiterin, durchschnittlich intelligent, Noten ok.
Weitere Schuljahre:
Besser, nicht mehr ganz der klassische Aussenseiter, ein paar wenige Freunde.
Noten nicht besonders gut, entdeckte erstes Interesse für Literatur und andere geschriebene Worte.
Mutierte zur Leseratte mit Stubenhocker-Syndrom.
Lernte meinen ersten festen, aber doch einige Jahre älteren Freund kennen.
Erwachsenenjahre:
Lehrabschluss, Einzelhandel.
Erledigte verschiedene Jobs in diesem Bereich, wurde allerdings schon in jungen Jahren stolze Mutter.
Schreiben war zu jener Zeit schon eines meiner Lieblingshobbys. Begann nun gezielt mir Kindergeschichten für meine kleine Tochter auszudenken.
Trennung vom Vater vor drei Jahren. Danach wurde ich zu einer professionellen Gelegenheits- und Wettbewerbsautorin.
Autodidakte Fortbildung vorangetrieben, besuchte als ausserordentlich Studierende Vorlesungen über Literatur und Geschichte.
Raucherin seit meinem 18. Lebensjahr.
Seit zwei Jahren freischaffende Verlagsautorin. Lebe schon ganz gut davon.
Gegenwärtige Wohn- und Lebenssituation:
Stolze Mieterin einer Gemeindewohnung, nicht in der besten, aber auch nicht in der schlechtesten Gegend. Mein Leben läuft in annehmbar geregelten Bahnen, bin nach wie vor alleinstehende Mutter, doch auch glücklich damit – um bei der Wahrheit zu bleiben.
Genossene Erziehung:
Annehmbar und recht normal von liebenden Eltern großgezogen, vielleicht ab und an auch in etwas zu lauter Umgebung aufgewachsen.
Prägung:
Einzelkind, chaotisch-kreative mit sozialer Ader. Von der Mutter vererbt.
Zur Weißglut getrieben von des Vaters ausserordentlicher Ordnungsliebe. Dieser genoss eine recht annehmbare Bildung und schaffte es auch mich von der Wichtigkeit dessen zu überzeugen. Meinte es immer gut mit mir – denke ich.
Charakteristika:
Fantasievoll; als solches bezeichnen mich, sehr diplomatisch formuliert, all jene Menschen die mich richtig gern mögen.
Träumerisch, romantisch; so beschreibt mich liebevoll tadelnd meine Mutter heute noch.
Unordentlich aber kreativ; so sieht mich mein väterlich strenger Herr.
Nachtragend, stur, aufmüpfig, hysterisch, schlampig und hart; lautet das Urteil all jener, die es sich entweder mit mir, oder ich mit ihnen verscherzt habe bzw. ich gerade dabei bin, es mir mit ihnen zu verscherzen. Dieses Urteil stammt so auch aus dem Munde all jener, die mich heute nicht mehr mögen oder noch nie mochten.
Als nachtragend (mit Lügnern), ehrlich, konsequent (auch stur), ausdauernd (oder verbissen), chaotisch, kreativ, herzlich, durchaus liebenswert, humorvoll, selbstsicher, mitunter sogar selbstironisch, anpassungsfähig, treu und überzeugend; sehe ich mich hauptsächlich selbst.
Es kann durchaus sein das ich andere seltsame Eigenheiten und Details zu meiner Person bewusst noch ausgelassen habe.
Über eine Rückmeldung ihrerseits könnte ich mich vielleicht etwas wundern, aber auch freuen. Das herauszufinden liegt jetzt in ihrer Hand.
Mit den freundlichsten Grüßen,
Jade Sinclair (natürlich ist das nicht mein richtiger Name)
Serena las sich die Mail nochmals durch, überarbeitete ein paar Kleinigkeiten und betätigte per "Mausklick" den Button "senden". Kurz darauf erhielt sie auch schon die Bestätigung, dass ihre Nachricht beim Empfänger eingegangen war und grinste lausbübisch.
Dann widmete sie sich endlich ihrem halbfertigem Roman-Manuskript. Sie hatte nur noch wenige Stunden, um diesem zumindest ein paar Absätze noch hinzufügen, bevor sie Jade wieder aus der Kindertagesstätte abholen musste. Die wollte sie auch unbedingt nutzen, denn nur aus diesem Grund hatte sie die kostspielige Ferienbetreuung für ihre Tochter doch überhaupt erst in Anspruch genommen.
Zwei Stunden vergingen, während sich Serena immer tiefer in die dramatisch-romantische Welt ihrer Hauptdarstellerin hineinsteigerte.
So war das immer, wenn sie sich aus ihrem doch recht stressigen Alltag als Single-Mami, auch mal in ihre eigenen Romanwelten hineinmanövrierte.
Sie kam dadurch etwas zur Ruhe, um sich auch selbst wieder zu sammeln. Papier, oder in diesem Fall eben ein Word-Dokument, waren da sehr geduldig.
Fast immer ersetzte die Tätigkeit des Schreibens somit auch einen besten Freund oder großen Bruder für Serena. Einfach Jemanden, dem sie alles anvertrauen konnte, worüber sie sich gerade Gedanken machte. Darunter auch Wünsche, die sie sich durchaus selbst mal gerne erfüllen würde.
Doch übte sie in ihren Romanen oftmals ebenso Kritik an Ungerechtigkeiten oder, aus ihrer Sicht, etwaigen verheerenden Denkmustern der Gesellschaft. Wenngleich sie diese natürlich stetig in die von ihr gewohnten, romantischen Kulissen packte.
Eines durfte allerdings nie fehlen: Entweder ein Happyend, oder ein zumindest offenes Ende, woraus sich ihre Leser die Fortsetzung selbst dazu denken konnten.
Gerade hatte sie eine äusserst anrührende Schlüssel-Szene ihres neuen Werkes beendet, da drang plötzlich ein ganz klares "BING" in ihr Bewusstsein.
Aus ihrer Konzentration gerissen, warf sie einen kurzen Blick auf das Popup Fenster, das kurz darauf aufging und ihr mitteilte. Sie haben eine neue Nachricht in ihrem Posteingang.
Die darunter angeführte E-Mail Adresse erkannte sie im ersten Augenblick nicht sofort wieder und wunderte sich sogar noch darüber, wer ihr ausgerechnet über Jades Maileingang eine Nachricht zukommen lassen würde.
Ihre Verwunderung schlug allerdings sofort in höchstes Erstaunen um, als sie die Nachricht öffnete.
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